Toyota Mirai: Wichtig ist, was hinten rauskommt

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Seiner Zeit weit voraus: das wegweisende Wasserstoffauto Toyota Mirai in zweiter Generation

Um es kurz zu machen: Wasserdampf. Sauberer geht’s nicht. Auch deshalb setzt Toyota, als einer der Pioniere und führender Entwickler alternativer Antriebe, auf die Brennstoffzelle und hat mit dem Mirai die erste Wasserstoff-Limousine in Großserie gebaut. Der Markteintritt 2015 sorgte für großes Aufsehen. Jetzt surrt die zweite Generation zu den Händlern. Damit unterstreicht Toyota eindrucksvoll sein Bekenntnis zur Wasserstoffgesellschaft – weit über die Grenzen herkömmlicher Mobilität hinaus.

Das Interieur-Design rückt Fahrer und Cockpit in den Mittelpunkt. Hingucker und Schaltzentrale: das 12,3-Zoll-Multimediadisplay

Das ist so eine Sache mit dem Green Deal. Champagner oder Tafelwasser? Die einen sagen, es gibt nicht genügend grünen Wasserstoff (H2), um ihn vorrangig für den Vortrieb von Autos zu verwenden. Dafür sei er viel zu wertvoll, eben wie Champagner. Deshalb sollte er, fordern die Kritiker weiter, unbedingt zuerst in Bereichen zum Einsatz kommen, die keine Energie-Alternative haben, wie beispielsweise die Stahlindustrie. Und: Für Mobilität gibt es schließlich die Batterie. „Stimmt nicht“, sagt Sybille Riepe, Pressesprecherin von H2 Mobility. Das Unternehmen treibt den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland maßgeblich voran und erhält dafür Fördermittel im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) durch das Bundesministerium für Verkehr. Kommunikationsmanagerin Riepe ist sich sicher: „H2 ist eher Tafelwasser als Champagner. Es wird ausreichend grünen Wasserstoff geben. Denn er ist keine Mangelware, sondern wird das Rückgrat der Energiewende sein.“

Seit rund drei Jahrzehnten investiert Toyota in eigene Brennstoffzellen-Entwicklung

Der Tankvorgang an der H2-Säule ist simpel und in fünf Minuten erledigt. Wichtig ist, was hinten rauskommt: Wasserdampf – emissions- und schadstofffrei. Mirai-Verbrauchsdaten: Wasserstoff komb.: 0,89 – 0,79 kg/100 km, Strom: 0 kW/100 km, CO2: 0 g/km

Diesem Credo folgt Toyota schon sehr lange. Während vor allem die deutsche Autoindustrie noch bis vor kurzem geradezu stur und stoisch auf fossile Verbrennertechnik setzte, forscht der japanische Automobilhersteller bereits seit rund drei Jahrzehnten in diesem fortschrittlichen Segment. In Anbetracht versiegender Ölquellen und beschränkter Ressourcen eine schlaue Entscheidung mit nachhaltigem Weitblick. Dabei haben die Asiaten dem im Übermaß vorhandenen Element Wasserstoff eine Schlüsselrolle zugewiesen. Bereits seit 1992 tüftelt Toyota in diese Richtung und hat seitdem eine hauseigene Brennstoffzellen-Entwicklung am Start. Eines der Ergebnisse der Langzeit-Forschung ist der Mirai, japanisch für Zukunft. Der erste seiner Art debütierte vor sechs Jahren. Nun steht also die zweite Auflage in den Startlöchern, die ab März 2021 bei den deutschen Händlern stehen soll.

„War unser Debütant eher noch ein futuristisch anmutender Innovationsträger, ist die nächste Mirai-Generation ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur endgültigen Alltagstauglichkeit“, sagt Toyota-Pressesprecher Thomas Heidbrink. Was der Kölner Produktexperte damit meint, wird bereits auf den ersten Blick klar. Vor uns steht eine richtig coole Brennstoffzellen-Limousine. Ein rassiges Sportcoupé mit lässigem Öko-Mantel, ein elegant-agiles Umweltstatement in sattem Blau wertiges Premiumambiente inklusive. Ein echter Dampfhammer – genauer gesagt, ein echter Wasserstoff-Dampfhammer. Der Modellrelease kommt ebenfalls zur rechten Zeit. Auch da zeigt der asiatische Autobauer Gespür und Zeitgeist. Denn seit die Fördertöpfe für Elektroautos überquellen, steigt die Stromer-Nachfrage hierzulande ebenso rasant. Auf dieser Welle will Toyota natürlich galant mitsurfen und sein innovatives Wasserstoffauto Mirai aus der Öko-Nische rausholen. Dafür geben die Japaner jetzt richtig Gas, pardon Wasserstoff, und schicken die neue Generation merklich verbessert, spürbar kompatibler und deutlich günstiger in die zweite Runde.

Unser Autor Michael Neher mit dem neuen Mirai vor der Toyota-Zentrale in Köln beim exklusiven Fahrtest Mitte Februar

Schicker, sportlicher, günstiger und 30 Prozent mehr Reichweite als der Vorgänger

Herzstück des neuen Mirai ist der weiterentwickelte H2-Antrieb mit einem dritten Wasserstofftank, einer kompakteren und kräftigeren Brennstoffzelle, die laut Toyota nun satte Reichweiten von bis zu 650 Kilometern (+30 Prozent) ermöglichen soll. Da müssen die üblichen Akku-Stromer lange für Stricken. Weitere Vorteile: Den Saft zieht sich der Mirai an der H2-Tanke nahezu genauso schnell und einfach wie ein Verbrenner. Die Verbrauchskosten sind ebenfalls fast identisch und die Bezahlung läuft per Tankkarte über ein einheitliches Abrechnungssystem direkt an der Zapfsäule ebenso unkompliziert. Einzig das H2-Tankstellennetz könnte europaweit schneller wachsen. „In Deutschland soll noch in diesem Jahr 100er-Marke fallen“, verspricht indes Sybille Riepe von H2 Mobility.

Tanken, Verbrauch und Bezahlung wie beim Verbrenner aber mit mehr Fahrspaß

Toyota-Sprecher Heidbrink ergänzt: „Bei bis zu 650 Kilometern Reichweite müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich auf einer Überlandfahrt keine passende H2-Zapfsäule fände.“ Zurzeit deckt das Netz 92 Tankmöglichkeiten in sieben deutschen Ballungszentren (Hamburg, Berlin, Rhein-Ruhr, Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart und München) sowie entlang der verbindenden Fernstraßen und Autobahnen ab. Riepe: „An allen Stationen können Pkw und leichte Nutzfahrzeuge mit 700 bar fünf Kilo, teilweise auch bis zu acht Kilo Wasserstoff tanken. An sieben Standorten bieten wir zusätzlich sogar eine 350 bar Betankung für Busse an.“ Für Thomas Heidbrink ist das Thema Reichweite ohnehin eher irrational und den Erfahrungen geschuldet, die etliche Verbraucher mit Elektroautos gemacht haben oder befürchten, mit ihnen konfrontiert zu werden. Genau dies trifft auf Wasserstoff-Autos eben gerade nicht zu. Denn Brennstoffzellen-Fahrzeuge sind sehr effizient, können mit einer Tankfüllung lange Wegstrecken zurücklegen, lassen sich schnell betanken, sind rundum wintertauglich und emittieren lediglich Wasserdampf. Heidbrink: „Sie besitzen deshalb enormes Potenzial, sich als ,ultimative Eco-Cars der Zukunft‘ mit null schädlichen Emissionen am Markt zu etablieren.“

Mit Toyota-Brennstoffzellenantrieb sticht der E-Katamaran Energy Observer in See

Toyotas schicker Saubermann bietet freilich noch weitere Vorzüge, die wohl den allermeisten Autofahrern, egal ob konservativ mit Verbrenner oder progressiv batterieelektrisch unterwegs, am Herzen liegen. Dazu zählen neben der Technik, dem Aussehen und Komfort, vor allem auch die Emotionen, die geweckt werden. Ganz besonders hinter dem Lenkrad. Und Fahrspaß liefert der agile Mirai eine ganze Menge. Startknopf gedrückt, Gangschalter auf D und los geht’s. Nahezu geräuschlos. Dafür ist die Beschleunigung satt und auf den Punkt da, ohne Verzögerung, ohne Turboloch. Vergnügen bereiten auch immer wieder vermeintlich herausfordernde Ampelstarts. Selbst Motorradfahrer gucken zumeist etwas ratlos in die Röhre, beziehungsweise in die Mirai-Rücklichter. Dafür sorgen 300 Newtonmeter Drehmoment und 182 PS (134 kW). Die bringen das fast zwei Tonnen schwere Wasserstoff-Dickschiff im Oberklasse-Format in 9,2 Sekunden auf Tempo 100, bei 175 km/h Spitze ist abgeregelt Schluss. Obwohl Design und Auftritt sehr dynamisch sind, gilt: Performance ja, Bolide nein. Ein Rennwagen ist der Mirai nicht, will er auch gar nicht sein. Dafür aber ein echter Umweltversteher. Dies zu beweisen, scheute Toyota Deutschland keine Mühen und lud zum ultimativen Kältetest bei gefühlt sibirischen Verhältnissen ins rheinische Marsdorf ein. Der Himmel blau, die Sonne strahlend und das Thermometer bis zu -10 Grad unter null. „Bei diesen tief winterlichen Bedingungen einen Fahrtest für ein Brennstoffzellen-Auto durchzuführen, ist schon mutig“, stellt Thomas Heidbrink augenzwinkernd fest. Mut wird jedoch meistens belohnt, wie in diesem Fall. Vertrauen ebenso. Der neue Mirai punktet mit stabiler Reichweite und den extremen Wetterverhältnissen entsprechend vernünftigen Verbrauchswerten. Selbst bei Minusgraden, Radio und Klimaanlage an, Sitzheizung voll aufgedreht, durch den Stadtverkehr mit Stop and Go rutscht die Anzeige nicht in Nullkommanichts in den roten Bereich. Reichweitenangst? Fehlanzeige. Emission und CO2-Ausstoß? Dito!

Dynamischer Auftritt, sportiver Look, effiziente Performance, große Reichweite

Wasserstoff als Kraftstoff der Zukunft – auf der Erde und im All. Das Toyota-Mondmobil ist ein Entwicklungsprojekt mit der japanischen Weltraumagentur JAXA

Länger, breiter, flacher. Dank der neuen Toyota-Plattform legt der Mirai bei der Länge auf 4,98 Meter (+8,5 Zentimeter) und beim Radstand auf 2,92 Meter (+14 Zentimeter) deutlich zu. Statt vier finden nun fünf Passagiere bequem Platz und der Antrieb wandert von vorn ins Heck. Der Innenraum ist hochwertig, das Cockpit klar strukturiert und bedienfreundlich. Im Gegensatz zu Mirai Nummer 1, der nur in Vollausstattung zu haben war, gibt es die zweite Auflage jetzt in drei aufeinander aufbauenden Varianten. Heidbrink: „Auch damit wollen wir neue Kunden ansprechen, Ihnen den Zugang in diese wegweisende Antriebstechnik ermöglichen.“ Zusätzlicher wichtiger Hebel: Der Mirai ist um stattliche 20 Prozent günstiger geworden. Wer sich fürs Leasing interessiert, kommt ohnehin in Versuchung. Heidbrink: „Die Rate liegt unter 500 Euro.“ Für einen sportiven Innovationsträger im Oberklasse-Format gewiss kaum zu toppen. Die ab 63.900 Euro (ohne Förderung) erhältliche Basisvariante fährt auf silbernen 19-Zoll-Alurädern vor, ihre LED-Scheinwerfer sichern mit automatischem Fernlichtsystem blendfrei die Ausleuchtung der Straße. Eine Zwei-Zonen-Klimaanlage sowie elektrisch verstell- und beheizbare Vordersitze mit höhenverstellbarem Fahrersitz kennzeichnen den Innenraum. Das Multimediasystem mit Navi wird über einen 12,3-Zoll-Touchscreen bedient und steuert das JBL-Soundsystem mit 14 Lautsprechern an. Fahrzeugdaten erscheinen im 8-Zoll-Infomonitor und Head-up-Display. Entriegelt und gestartet wird per Smart-Key-System. Alle Versionen spiegeln den hohen Technik-Anspruch des neuen Wasserstoff-Autos in puncto Reisekomfort, Infotainment, Konnektivität und Stil wider. So fährt der Mirai, so fährt die Zukunft.

Toyota gibt Brennstoffzellen-Patente frei, um Technik-Durchbruch zu beschleunigen

Parallel zum Mirai-Europadebüt startet Toyota etliche Initiativen, um die Entwicklung einer Energiezukunft auf Wasserstoffbasis zu beschleunigen. Ein wesentlicher Baustein dieses Programms besteht darin, die eigene Brennstoffzellen-Technologie für eine große Bandbreite von Anwendungen bereitzustellen. Wasserstoff kann zu einer Null-Emissions-Gesellschaft beitragen, wie sie in den weltweiten Sustainable Development Goals (SDG) skizziert ist, zu der sich alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN) bekannt haben. Das Potenzial dieses Energieträgers weckt rund um den Globus zunehmend Interesse und löst immer mehr Investitionen aus. Sowohl Unternehmen als auch Verbraucher erkennen immer deutlicher die großen Potentiale und Vorteile in unterschiedlichsten Bereichen. Die Toyota-Technologie ist zudem so flexibel, dass sie nicht nur in Pkw, sondern auch in vielen anderen Anwendungen emissionsfreie Energie produzieren kann. Schon jetzt wird sie für den Antrieb von Lkw, Stadtbussen, Gabelstaplern und Generatoren genutzt. Auch der Einsatz in Booten und Zügen wird bereits getestet. Um die Verbreitung von Wasserstoff als Energieträger zu beschleunigen, arbeitet Toyota auf die Einrichtung von Wasserstoff-Clustern oder -Ökosystemen in europäischen Zentren hin.

Toyota ebnet auch den Weg für schadstofffreien Fracht- und Güterverkehr: der Brennstoffzellen-Truck soll bis zu 482 Kilometer weit kommen

Exakt so ein Wasserstoff-Cluster wurde jetzt Ende Februar in Hamburg ins Leben gerufen. Ab 2025 soll zudem in Deutschlands größtem Universalhafen eines der weltweit stärksten Wasserstoffproduktionsstätten mit 100 Megawatt Leistung starten. In Kooperation mit drei Großkonzernen, darunter Shell und Vattenfall, will die Hansestadt auf dem Gelände des stillgelegten Kohlekraftwerks Moorburg einen Wasserstoffvorzeigestandort entwickeln, von dem nicht nur der Hafen, sondern die gesamte Metropolregion profitieren soll. Quasi vis à vis der Elbe tüftelt Airbus ebenfalls kräftig an der Zukunft und an fortschrittlichen Antrieben. Die Vision: Wasserstoffbetriebene Linienjets. H2, der Stoff, aus dem die Zukunft ist.

Entwicklungen und Schritte, die Toyota in seiner wegweisenden „Environmental Challenge 2050“ bereits 2015 initiiert hat. Das Manifest formuliert sechs weitreichende Ziele. Darin strebt der japanische Hersteller an, die CO2-Emissionen seiner Fahrzeuge bis 2050 um 90 Prozent gegenüber 2010 zu reduzieren. Zweitens soll der gesamte Lebenszyklus eines Toyota-Modells, angefangen bei der Herstellung der Materialien und Teile über die komplette Logistik bis hin zu den Entsorgungsmethoden emissionsfrei werden. Punkt 3 steht für eine ganzheitlich CO2-freie Produktion. Viertens: Minimierung und Optimierung des Wasserverbrauchs. Fünftens: Innovative Recyclinglösungen für eine nachhaltige Welt und last but not least die wohl größte Herausforderung: Die Gestaltung einer Gesellschaft im Einklang mit der Natur. Weit weg, doch irgendwie gar nicht mehr so fern. So gehen die Toyota-Experten davon aus, dass der weltweite Absatz ihrer Brennstoffzellen-Systeme in absehbarer Zeit um den Faktor zehn steigen wird. Engagement, Investitionen und Produktion werden deshalb nochmals erhöht – die Zukunft hat begonnen, für Toyota allemal!