„Wir bekommen das in den Griff, benötigen aber Zeit“

Wichert-Geschäftsführer Bernd Glathe über den Abgasskandal und die Auswirkungen auf den Handel

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Wichert GF Bernd Glathe Büro
Bernd Glathe an seinem Schreibtisch im neuen Audi-Terminal in Langenhorn. Gemeinsam mit seinem Partner Bernd Kußmaul führt der gelernte Automobil-Kaufmann die Geschäfte und hat Auto Wichert innerhalb von 29 Jahren zu einem großen Autohandelsunternehmen mit 16 Betrieben in der Hansestadt und Nordersteht mit mehr als 1.000 Mitarbeitern entwickelt Foto: Michael Neher

VW war drauf und dran größter Autobauer der Welt zu werden, dann kam Dieselgate. Akribisch ermittelnde Beamte der US-Umweltbehörde EPA deckten den Einsatz einer Manipulationssoftware auf, die dem Vernehmen nach bei rund 11 Millionen Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns weltweit verbaut wurde. Damit aber nicht genug. Es kommen weitere Ungereimtheiten auf. Nun mussten die Wolfsburger einräumen, dass bei rund 800.000 Fahrzeuge auch die CO2- und Verbrauchsdaten zu niedrig angegeben wurden. Erstmals ist auch die Marke Porsche betroffen. In den USA setzen die Zuffenhausener den Verkauf des Cayenne Diesel aus.

Erstmals rote Zahlen seit mehr als 20 Jahren

Und: Schon jetzt verhagelte der Abgasskandal Europas größtem Automobil-Hersteller die Bilanz. Aufgrund der hohen Rückstellungen von 6,7 Mrd. Euro für die Folgen der Diesel-Manipulation wurde im dritten Quartal 2015 vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 3,5 Mrd. Euro ein dickes Minus eingefahren. Der Verlust nach Steuern beträgt satte 1,7 Mrd. Euro. Damit schreiben die Wolfsburger nach mehr als 20 Jahren erstmals tiefrote Zahlen. Erste Auswirkungen der Dieselaffäre? Wie aber geht’s es dem Handel dabei? Und wie gehen die VW-Partner mit der kniffligen Situation um? Dazu Bernd Glathe, Geschäftsführer von Auto Wichert, im Interview.

Herr Glathe, Hand aufs Herz: Ist es zu fassen, was da mit VW in den USA passiert ist?

Bernd Glathe: „Davon wurden wir alle überrascht. Und nein, es ist einfach nicht zu fassen!“

Viele sehen nicht nur die Marken, sondern sogar den gesamten Konzern in Gefahr?

So dramatisch stellt sich das für uns nicht da. Auch wenn Sie es kaum glauben mögen. Aber einen Negativtrend oder gar spürbare Verluste können wir zumindest bisher noch nicht feststellen. Im Gegenteil. Die Nachfrage nach Dieselmotoren und Modellen unserer Markenpartner Audi, VW und Skoda ist ungebrochen. Selbst die Beschwerden halten sich deutlich in Grenzen.

Also, einfach Schwamm drüber und durch?

Nein, natürlich nicht. Auch der Handel fordert eine transparente uneingeschränkte und lückenlose Aufklärung, ohne jedwede Beschönigung. Nur so können wir gemeinsam mit dem VW-Konzern verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Dabei müssen wir uns alle die dafür notwendige Zeit nehmen, um den Kunden umfassend und umfänglich aufzuklären.

Die lückenlose Aufklärung ist das eine, was aber ist mit den Haltern, deren Wagen mit den manipulierten Motoren EA 189 ausgestattet wurden?

Da verweise ich auf das Versprechen aus Wolfsburg, dass kein Händler und kein Kunde auf dem Schaden sitzen bleiben wird.

Wie geht es denn jetzt weiter?

Nach dem Verkehrsminister Alexander Dobrindt eine Rückrufaktion aller betroffenen Fahrzeuge offiziell angeordnet hat, wartet der Handel genauso wie die Verbraucher auf den Startschuss.

Und wann geht’s damit los?

Das kann zurzeit niemand verlässlich vorhersagen. Denn zuerst muss der VW-Konzern bis zu 10.000 unterschiedliche Lösungen für die betroffenen Dieselmotoren entwickeln.

Warum das?

Weil es soviele verschiedene Varianten gibt. Denn die Motoren unterscheiden sich nicht nur in den Hubräumen, sondern auch in puncto Getriebe, Modelljahr, Marke und Zielmarkt. Es gibt Handschaltung, Automatik, Front- oder Allradantrieb, Limousine, Kombi und SUV. Bei dem einen Fahrzeug reicht ein einfaches Software-Update bei dem anderen müssen Bauteile ausgetauscht werden.

Das klingt jetzt aber nicht gerade vertrauenserweckend?

Soll es auch nicht. Es ist aber eine wichtige Information, die verdeutlichen soll, warum die Lösungsfindung und die Schadensregulierung ihre Zeit brauchen wird.

Wie lange, glauben Sie, beschäftigt uns das Thema?

Ich habe zwar auch keine kristallene Kugel, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es wohl das ganze nächste Jahr dauern wird und durchaus auch in 2017 rein reichen könnte.

Ist das nicht furchtbar? Sie wirken so gelassen?

Noch mal ganz deutlich: Die Sache ist nicht zu entschuldigen und muss nahtlos aufgeklärt, Händler und Kunden schadlos gehalten werden. Gleichwohl bewirkt auch diese Krise, wie jede andere auch, große Chancen!

Wichert GF Bernd Glathe
Umtriebig und gelassen. Bernd Glathe sieht in dem VW-Abgasskandal eher eine große Chance für sein Unternehmen und sagt: „Wir bekommen das in den Griff, benötigen aber auch Zeit dafür.“ Und auch für Hamburgs Olympia-Bewerbung bringt der Wichert-Geschäftsführer großes Engagement auf, unterstützt mit seiner Autohandelsgruppe die Initiative „Feuer und Flamme“

Tatsächlich? Wie das?

Durch die Rückrufaktion können wir nicht nur unsere Kunden, sondern auch Gebrauchtwagenfahrer, die ihr Fahrzeug aus zweiter und dritter Hand haben und längst zu freien Werkstätten abgewandert sind, zurück oder gar neu gewinnen und von unserer Leistung überzeugen. So paradox es klingt, ohne den Vorfall wären wir nie an diese Kundenschicht herangekommen.

Was aber machen Sie mit denen, die sich wirklich betrogen fühlen?

Die lade ich ein, sich bei uns zu melden, damit wir mit ihnen offen über alles reden können. Denn Auto Wichert möchte nichts anderes als die betroffenen Autofahrer auch, nämlich das Problem schnell und zufriedenstellend lösen!

Wichtige Fragen zum Abgasskandal

Die betroffenen Diesel-Motoren haben 2,0, 1,6 und 1,2 Liter Hubraum und tragen die Bezeichnung EA 189. Sie wurden in Modellen der Marken VW, VW-Nutzfahrzeuge, Audi, Skoda und Seat verbaut. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat nun den Rückruf der etwa 2,4 Millionen in Deutschland betroffenen Fahrzeuge angeordnet. Laut VW soll damit Anfang 2016 begonnen werden. Wichtige Fragen dazu.

Woran erkenne ich ob mein Fahrzeug betroffen ist?

Eine eindeutige Identifizierung ist nur über die Fahrgestellnummer möglich. Auf den Marken-Websites steht eine Abfrage zur Verfügung.

Muss ich sofort in die Werkstatt?

Nein, warten Sie ab. Sie werden vom Hersteller informiert.

Muss ich daran teilnehmen?

Ja, für jeden Halter ist der Rückruf bindend.

Was kostet mich das?

Der VW-Konzern hat zugesichert, die Kosten für die Rückrufaktion zu übernehmen.

Ist bei betroffenen Modellen die Sicherheit beeinträchtigt?

Betroffene Fahrzeuge haben keine Funktions- oder Sicherheitsbeeinträchtigung.

Darf ich das betroffene Fahrzeug weiter nutzen?

Ja, es kann uneingeschränkt weiter genutzt werden.

Kann ich mit meinem Fahrzeug in Deutschland die städtischen Umweltzonen (grüne Plakette) befahren?

Ja, dies ist nach derzeitigem Kenntnisstand uneingeschränkt möglich.

Kann ich die Reparatur bei jedem VW-Partner durchführen lassen?

Ja, alle VW-Partner im In- und europäischen Ausland werden informiert.